Freiwilliger Lösungsansatz gescheitert: Noch immer massenhafte Kinderarbeit im Kakaoanbau

Kaum eine Süßigkeit ist bei Kindern so beliebt wie Schokolade. Der bittere Beigeschmack: Nicht nur beim Konsum, sondern auch bei der Produktion von Schokolade spielen Kinder eine große Rolle. Ausbeuterische Kinderarbeit ist im Kakaoanbau weit verbreitet. Eine heute veröffentlichten Studie belegt: Die Schokoladenindustrie hat ihr Versprechen gebrochen, Kinderarbeit zu reduzieren. Wieder zeigt sich, warum ein Lieferkettengesetz unverzichtbar ist.

Berlin, 20.10.2020 – Es ist eine kaum vorstellbare Zahl: Etwa 1,5 Millionen Kinder arbeiten in Westafrika unter ausbeuterischen Bedingungen auf Kakaoplantagen. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute veröffentlichte Studie des National Opinion Research Center (NORC) der Universität Chicago, die das US-Außenministerium beauftragt hatte.

Dabei hatten Schokoladenhersteller wie Mars und Nestlé schon 2001 versprochen, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2005 zu beenden. Das Ziel wurde in der Zwischenzeit mehrfach revidiert. Durch die neue Studie zeigt sich jetzt: In den letzten zehn Jahren hat die Kinderarbeit in der Branche nicht abgenommen. Im Gegenteil: Der Anteil der Kinder, die gefährlichen Chemikalien ausgesetzt sind, ist in den vergangenen Jahren sogar stark gestiegen.

Die Schokoladenindustrie hat das Ziel, Kinderarbeit zu reduzieren – zu dem sie sich selbst verpflichtet hatte – also klar verfehlt. Das gebrochene Versprechen der Schokoladenindustrie ist somit ein weiteres Beispiel dafür, dass freiwillige Selbstverpflichtungen nicht ausreichen und keine Alternative zu einem Lieferkettengesetz darstellen.

Ein Lieferkettengesetz würde deutsche Schokoladenhersteller oder Unternehmen mit Niederlassung in Deutschland dazu verpflichten, gegen ausbeuterische Kinderarbeit vorzugehen. Sie müssten die Kinderarbeitsrisiken in ihren Lieferketten analysieren, Gegenmaßnamen ergreifen und über deren Wirksamkeit berichten. Sofern sie dies nicht tun, bestünde für sie die Gefahr, für eingetretene Schäden haftbar gemacht zu werden und Entschädigung leisten zu müssen.

Doch während in Westafrika weiterhin unzählige Kinder für unsere Schokolade schuften und dabei zu schwere Kakaosäcke tragen, mit gefährlichen Werkzeugen wie Macheten arbeiten oder ungeschützt Pestizide versprühen, bleibt hierzulande der Widerstand gegen einen gesetzlichen Rahmen hoch: Das Bundeswirtschaftsministerium setzt mit Unterstützung der großen Wirtschaftsverbände alles daran, ein Lieferkettengesetz bis zur Wirkungslosigkeit zu verwässern und verzögert dadurch den gesamten Prozess.

Wie viele leere Versprechen, wie viele gescheiterte Selbstverpflichtungen, wie viele Beispiele gravierender Menschenrechtsverletzungen braucht es noch? Wir sagen: Es reicht! Ein Lieferkettengesetz ist überfällig. Die Bundesregierung muss es so schnell wie möglich auf den Weg bringen.

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