Wir brauchen ein Lieferkettengesetz, denn: BMW verwendet Leder, für das in Paraguay Wälder zerstört werden
Der X5 ist ein beliebter SUV von BMW. Das Leder, mit dem die Sitze im X5 bespannt sind, stammt aus Paraguay. Die dortigen Weideflächen der Rinder waren noch vor Kurzem ein dichtes, fast unzugängliches Waldgebiet, in dem unkontaktierte Indigene lebten und durch das Jaguare streiften. Das Beispiel zeigt: Wir brauchen endlich ein Lieferkettengesetz!
Berlin, 01.10.2020 – In der aktuellen politischen Debatte um das Lieferkettengesetz geht es oft um abstrakte Begriffe. Dabei kann schnell aus dem Fokus geraten, worum es bei dem Thema eigentlich geht: Um Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in den Lieferketten deutscher Unternehmen. Eine aktuelle investigative Recherche der Umweltorganisation Earthsight, an der auch unsere Bündnisorganisation Deutsche Umwelthilfe beteiligt war, führt eindrücklich vor Augen: Diese Dinge geschehen jetzt, sie sind gravierend – und sie dulden keinen Aufschub.
In der Recherche geht es unter anderem um den deutschen Autohersteller BMW. Dieser bespannt die Sitze seines beliebten X5 mit Leder, das aus dem Gran Chaco in Paraguay stammt. Dort roden Viehzuchtunternehmen teils illegal große Waldgebiete, um Weideland für die Produktion von Rindfleisch und Leder zu schaffen. Se verletzen dadurch unter anderem das Recht auf Selbstbestimmung der Ayoreo Totobiegosode, eines indigenen Volkes, das betroffene Waldgebiete bewohnt. Des Weiteren berauben sie zahlreichen Arten, wie dem Jaguar und dem Großen Ameisenbär, ihrer Lebensräume. Der Bericht von Earthsight kann eine direkte Verbindung zu dem deutschen Autobauer herstellen: BMW bezieht Häute von Schlachthöfen, auf denen Rinder von Farmen verarbeitet werden, die für die illegale Rodung der Wälder verantwortlich sind.
Während im Chaco alle zwei Minuten die Fläche eines Fußballfeldes abgeholzt wird, versucht hierzulande Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier weiterhin, ein wirksames Lieferkettengesetz zu verhindern. Mit einem solchen Gesetz wäre BMW dazu verpflichtet, auf seine Zulieferer einzuwirken, den Landraub und die illegale Entwaldung zu stoppen. “Der Bericht zeigt schmerzhaft auf, welche Konsequenzen es für Mensch und Natur haben kann, wenn Konzerne nicht an strenge Sorgfaltspflichten gebunden sind und kontrolliert werden. Der Bericht ist ein überklarer Beweis dafür, dass wir in Deutschland und der EU ein starkes Lieferkettengesetz brauchen, das Menschen und Umwelt auf der ganzen Welt vor Ausbeutung schützt”, sagt Peer Cyriacks, Stellvertretender Leiter Naturschutz bei der DUH.
Durch unsere Straßen fahren Autos, in denen Leder verarbeitet ist, in dem illegale Entwaldung und Landraub stecken. Das Beispiel zeigt, wie bitter nötig ein Lieferkettengesetz ist – und zwar nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich. Ein wirksames Lieferkettengesetz muss die gesamte Lieferkette umfassen und darf sich nicht nur auf einzelne Zulieferstufen beziehen, denn sonst wäre es in Fällen wie dem hier genannten wirkungslos. Das Wirtschaftsministerium muss nun endlich seine Blockadehaltung aufgeben, damit der Gesetzgebungsprozess fortgeführt werden kann!